Die empathische Führungkraft: Warum wir Empathie als essenzielle Führungskompetenz endlich ernst nehmen müssen

Sind Sie empathisch?

Über Empathie am Arbeitsplatz und auf Führungsebene wird immer wieder diskutiert. Vor allem in der Pandemie durften wir erfahren, wie wichtig es ist, sich sicher und gut aufgehoben zu fühlen.

Und doch stolpere ich immer wieder über interessante Bemerkungen:

“Empathie ist doch nur etwas für Softies oder Weicheier.”

“Empathie ist Wischiwaschi.”

“Empathie, okay, schön und gut. Aber was bringt es wirklich?”

Ja, was bringt es? Dem soll dieser Blogartikel auf den Grund gehen. Lesen Sie weiter und Sie werden überrascht sein, auf wie viele Bereiche eine empathische Führungskraft Einfluss nehmen kann.

Was genau verstehen wir unter Empathie?

Empathie ist die menschliche Fähigkeit mit anderen zu fühlen. Sich in andere hineinzuversetzen und wirklich zu spüren was einen anderen Menschen gerade bewegt. Durch Empathie sind wir in der Lage, gute Beziehungen einzugehen.

Gerade im Berufsleben erleichtert Empathie die Kommunikation und den Zusammenhalt als Team. Aus Sicht der Mitarbeiter*innen ist das Einfühlungsvermögen der Führungskraft elementar, denn „Ich“ werde gesehen und man hört „Mir“ zu.

Doch leider sind wir in der Realität von einem empathischen Arbeitsklima von weit entfernt.

Was läuft da falsch?

Weltweit denken 52%*1 der Gen Z und der Millennials aktuell darüber nach, ihren Arbeitgeber zu wechseln bzw. ihren Job an den Nagel zu hängen.

Der Grund? Mitarbeiter*innen fühlen sich nicht gesehen.

Tatsächlich hatten während der Pandemie viele den Eindruck, dass sich ihr Arbeitgeber nicht für ihr Wohlbefinden interessiert.

Der Weckruf ist deutlich: Führung muss wieder menschlicher werden.

Das McKinsey Quarterly schreibt dazu: „Wenn uns eins die letzten 2 Jahren gelehrt haben, dann dass Arbeitnehmer*innen sich nach Investitionen in die menschlichen Aspekte der Arbeit sehnen.“*2

Führungskräfte rufen nach Unterstützung.

Die aktuellste Studie aus Deutschland (Initiative Chefsache 2022*3) besagt, dass nur 37 Prozent der Beschäftigten mit der Führungskultur in ihrem Unternehmen zufrieden sind.

Hier zeigt sich bereits in welchem Dilemma viele Führungskräfte stecken. 46 Prozent der befragten Führungskräfte gaben zu, sie würden gerne anders führen, es sei aber aufgrund der gegebenen Rahmenbedingungen nicht möglich.

Doch welche Rahmenbedingungen sind wohl gemeint? Der große Druck, der auf den Führungskräften lastet? Die bisher ungekannten mentalen Belastungen? Der mangelnde Kontakt zu den Mitarbeitern durch das Home-Office?

Microsoft macht es vor!

Die Microsoft Studie Work Reworked*4 von 2021 hat aufgezeigt, dass empathische Führungskräfte dazu beitragen, die Zufriedenheit und Pro-Aktivität der Mitarbeiter zu steigern.

Empathie ist damit zu einem Schlüsselfaktor für erfolgreiche Führung in der hybriden Arbeitswelt geworden und sollte als Führungskompetenz zukünftig Teil von Fortbildungen für Manager*innen sein. So das Fazit der Microsoft Studie.

4 unerlässliche Gründe für eine empathische Führung

Falls Sie sich jedoch weiterhin, fragen ob der Empathie Hype und der Ruf nach mehr Mitgefühl am Arbeitsplatz wirklich verdient ist, dann lesen Sie weiter.

Hier sind 5 gute Gründe, warum Empathie als Führungskompetenz nicht länger belächelt, sondern gezielt gefördert werden sollte.

1. Eine empathische Führungskraft empowert Menschen

Wenn Sie mal kurz in sich hineinhorchen und an jemanden wohlwollend denken, dem es aktuell nicht gut geht, dann können wir dieses Gefühl allgemein als Empathie bezeichnen. Sie spüren selber das Leid des anderen. Dieses Verständnis meinem Gegenüber mitzuteilen, tut demjenigen zunächst einmal gut und ist eine zutiefst menschliche Haltung.

Aus Sicht einer Führungskraft würde ich allerdings empfehlen einen Schritt weiterzugehen:

“Ich sehe Dich. Wie kann ich Dir helfen?”

Mit diesem simplen Satz kann eine Führungskraft mit voller Präsenz ihren Mitarbeiter*innen begegnen und einen wichtigen, proaktiven Impuls geben. “Wie kann ich Dir helfen?” Nicht mehr und nicht weniger.

Es wirkt fast zu banal. Doch durch diese wenigen Worte, die dem Gegenüber “Ich bin da” signalisieren, kann das nötige Vertrauen entstehen, um gemeinsam aus einer möglichen Krise wieder herauszukommen.

2.Empathische Führung steigert das Innovationsvermögen

In einer Studie von Catalyst*5 aus dem Jahr 2021 wurde bei der Befragung von 889 Arbeitnehmer*innen in den USA festgestellt, dass 61% der Befragten sich häufig oder immer als innovativ wahrnehmen, wenn sie von einer empathischen Führungskraft geleitet werden.

Im Gegensatz dazu haben sich mit einer weniger empathischen Führungskraft nur 13% der Befragten als innovativ eingeschätzt.

Eine ähnlich auffallende Diskrepanz gab es beim Thema Arbeitsengagement (76% vs. 32%).

Das ist nicht schwer nachzuvollziehen. Denn für Innovation braucht es Kreativität und für Kreativität braucht es Raum und Sicherheit. Desweiteren baut empathische Führung auf den Ideen anderer auf und kritisiert nicht sofort. So werden die Ideen zunächst erst einmal wertgeschätzt.

3. Empathie fördert die Effizienz

Wie bereits erwähnt, hat die von Microsoft durchgeführte Studie Work Reworked**** aus dem Jahr 2021 gezeigt, dass 65% der befragten Angestellten mit einer empathischen Führungskraft zufrieden in ihrem Job sind.

Der nette Nebeneffekt? Die Effizienz im Team wird gesteigert, da man in einem empathischen Arbeitumfeld proaktiver und freier in der Meinungsäußerung ist.

4. Empathie ist lernbar und beginnt in unserem Geist

Doch selbst wenn Sie sich nicht als besonders empathisch und mitfühlend beschreiben würden, ist das kein Grund die Verantwortung bei ihren bösen Genen abzugeben. 

Denn Empathie ist definitiv lernbar.

Das hat eine Studie der Universität Zürich*6 herausgefunden, die beobachtete, dass das Empfinden von Empathie bei den Teilnehmenden anstieg, wenn diese im Vorfeld positive Erfahrungen mit ihren Gegenübern gemacht hatten.

Also, der Ball liegt damit eindeutig auf Ihrer Seite des Spielfelds.

Außerdem: Führung beginnt bei uns selbst.

Wenn wir verstehen, wie unser Geist funktioniert und wie wir unsere Gedanken, Verhaltensweisen und Handlungen steuern, können wir präsenter und somit gezielter für unser Gegenüber “da” sein.

Wie soll es weitergehen?

Auch wenn wir vielleicht noch weit davon entfernt sind, dass Empathie so selbstverständlich zu unseren Führungsqualitäten gehört wie Durchsetzungskraft und Charisma, wird der Ruf nach empathischen Führungskräften lauter.

Und zu Recht, Empathie ist ein Win-Win für alle. 

Sie hilft den Menschen in Ihrem Team nicht nur auf persönliche Art und Weise, sondern zur gleichen Zeit auch der Gesundheit und dem Erfolg Ihres gesamten Unternehmens.

Als kleiner “Take Away”, hier eine kleine Übung:

Bevor Sie das nächste mal ein Gespräch mit einem Teammitglied führen, probieren Sie gerne folgendes aus.

  1. Halten Sie für eine Minute inne und atmen Sie 3x tief ein und aus.
  2. Beobachten Sie wie es Ihnen gerade geht. Erkennen und nehmen Sie es an.
  3. Gehen Sie dann in das Meeting mit der Intention und Fragestellung: “Wie kann ich helfen?

Häufig besteht die beste Hilfe, die wir geben können, einfach nur darin dazusein, unserem Gegenüber den Raum zu geben und zuzuhören.

Ich verspreche Ihnen: Mit einer solche Intention in ein potentielles Krisengespräch zu gehen, kann eine ernome Wirkung haben. Probieren Sie es aus!

Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, wie Sie Empathie von einer ungenutzten Ressource in einen Schlüssel für den Erfolg und die Zufriedenheit Ihres Teams verwandeln, dann schreiben Sie mir gerne eine E-Mail.

Quellen:

*1 Microsoft Work Trend Index 2022 report: https://www.microsoft.com/en-us/worklab/work-trend-index

*2 McKinsey Quarterly September 2021: https://www.mckinsey.de/business-functions/people-and-organizational-performance/our-insights/great-attrition-or-great-attraction-the-choice-is-yours

*3 Initiative Chefsache: https://initiative-chefsache.de/arbeits-und-karrieremodelle/

*4 Microsoft Studie Work Reworked, 2021: https://news.microsoft.com/de-de/studie-work-reworked-warum-empathie-die-wichtigste-fuehrungskompetenz-in-der-hybriden-arbeitswelt-ist/

*5 Van Bommel, T. (2021): https://www.catalyst.org/reports/empathy-work-strategy-crisis

*6 https://www.psychologie.ch/neurowissenschaftliche-studie-zeigt-empathie-ist-lernbar

Nach oben scrollen