Ja, und … wie wir innovativer werden

Improtechnik als Wegbereiter für Innovation

Vor ein paar Tagen war ich bei einer Impro-Show mit dem Frizzles Improtheater in Köln und mir wurde erneut bewusst, wie wichtig es ist, die Ideen anderer anzunehmen, statt sie abzuschmettern.
Danke an #ImproKöln für die Basics der Improvisation, die ich gerne in meinen Innovationsworkshops einsetze.

Eine der wichtigsten Regeln im Improtheater lautet: „Ja, und …“

Das bedeutet: Ich nehme das Angebot meines Gegenübers an und baue darauf auf. Im Improtheater entsteht so Spielfluss. Im echten Leben entsteht so Innovation.
Das Gegenteil davon kennen wir alle: das „Ja, aber …“ – und mit ihm verpufft die Idee, bevor sie überhaupt wachsen konnte.

Warum „Ja, aber“ Ideen bremst?

In einem kürzlichen Innovationsworkshop war „Ja, aber“ anfangs allgegenwärtig.
Viele Ideen wurden in der Vergangenheit abgelehnt, nicht weil sie schlecht waren, sondern weil unser Gehirn Sicherheit dem Neuen vorzieht.

Mentale Blockaden lösen

Wusstest du, dass unser Unterbewusstsein ca. 10.000-mal schneller reagiert als unser bewusster Verstand?
Die Neurowissenschaft gibt uns Hinweise, warum wir vorschnell abblocken:

  1. Psychologische Reaktanz: Wenn du das Gefühl hast, deine Entscheidungsfreiheit wird bedroht, reagierst du mit innerem Widerstand – selbst gegenüber sinnvollen Vorschlägen.
  2. Kognitive Dissonanz: Neue Ideen widersprechen oft deinen Routinen oder Überzeugungen. Um das unangenehme Gefühl (die „Dissonanz“) zu vermeiden, lehnt das Gehirn sie lieber gleich ab.
  3. Negativity Bias: Dein Gehirn gewichtet Risiken stärker als Chancen. Das führt dazu, dass du zuerst Probleme siehst – und mit „Ja, aber“ reagierst.
  4. Status-quo-Bias: Du hältst gerne an Bekanntem fest. Neues erzeugt Unsicherheit – und das „Ja, aber“ wird zum Schutzmechanismus.

Was hilft – psychologische Sicherheit in Ihrem Team

Es ist leicht, Offenheit zu fordern. Aber schwer, sie wirklich zu leben.
Denn hinter dem „Ja, aber“ stecken oft tiefe Muster: Schutzbedürfnis, Statusdenken, Angst vor Kontrollverlust.

Diese lassen sich nicht per Appell auflösen – aber durch Erfahrung, Reflexion und psychologische Sicherheit.

Im Workshop neue Perspektiven für Innovation eröffnet:

  1. Alte Denkweisen losgelassen: Wir haben bewusst eingefahrene Pfade verlassen – und uns von echter Consumer-Centric-Perspektive motivieren lassen (danke #Jens für deine Inspiration). Plötzlich war Mut spürbar im Raum.
  2. Ideen wertschätzend gechallenged: Die Teilnehmenden haben gelernt, den „Ja, aber“-Reflex rechtzeitig zu bemerken – und stattdessen offen zu bleiben.
  3. Sicherheit geschaffen: Es entstand ein Raum, in dem Klartext gesprochen werden durfte – ohne Angst. Genau das meint psychological safety: Der wichtigste Erfolgsfaktor für Teams.

Sicherheit ist kein „Soft Skill“.
Sie ist die Grundlage für Mut, Kreativität und echtes Lernen.

Mein Fazit: Innovation beginnt nicht mit Methoden – sondern mit der Bereitschaft, Altes loszulassen.

Echte Innovation beginnt nicht mit Tools – sondern mit Haltung.
Und die lässt sich trainieren.

Wie gehst du in deinem Team, Unternehmen oder Alltag mit dem „Ja, aber“ um?
Ich freue mich auf deine Gedanken!

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